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Wethen, 04.11.2024Soll das Schwert andauernd weiterfressen? Weißt du denn nicht, dass das bittere Ende nachkommt? (2. Sam 2,26)
Herausgefordert durch dieses biblische Zitat setzte sich die diesjährige europäische Konferenz des friedenskirchlichen Netzwerks Church and Peace in Brüssel zum Thema „Heute dem Krieg widerstehen – Kollektive gewaltfreie Alternativen vorbereiten“ mit entsprechenden Konzepten und Erfahrungen auseinander:
Die Initiativen von Stop Fuelling War zeigen ganz praktisch, dass ein erstes und wesentliches Engagement darin besteht, Waffenproduktion und Waffenhandel infrage zu stellen und Abrüstung – inklusive von Atomwaffen – zu fordern. Stop Fuelling War ist daher regelmäßig bei Eurosatory in Paris, einer der weltgrößten Waffenverkaufsausstellungen, präsent. Sie stehen dort, um an das Gewissen der Öffentlichkeit zu appellieren wie auch an das der Waffenproduzenten und Waffenhändler.
Aber es gilt auch, gewaltfreie Wege zur Sicherheit aufzuzeigen. Nonviolent Peaceforce hat Erfahrung damit, wie zivile gewaltfreie Intervention funktioniert: Menschen schützen Menschen ohne Waffen und unparteilich, in Teams, die zu 70% aus der örtlichen Bevölkerung und zu 30% aus ausländischen Gästen bestehe. Die Gäste nehmen grundsätzlich an keinen Aktionen teil, die ihre Unparteilichkeit in Frage stellen. Beispiele gibt es im Südsudan oder Indonesien, wo Menschen Schutz vor Milizen und organisiertem Verbrechen brauchen. Ein Team im Osten der Demokratischen Republik Kongo wird zurzeit vorbereitet.
In den USA war die Polizei nach dem gewaltsamen Tod des Afro-Amerikaners George Floyd nicht in der Lage, den Aufruhr einzudämmen. Gemeinden beauftragten Menschen, die in ziviler gewaltfreier Intervention bei Peace Force International ausgebildet waren. Diese Teams haben mehr geschafft als „nur“ spontane Äußerungen von Empörung zu stoppen, die in Gewalt umgeschlagen sind. Sie haben die Konflikte deeskaliert und die Verbundenheit des Gemeinwesens wieder hergestellt, ohne die Forderung nach Gerechtigkeit aufzugeben.
Gemeinschaften vor Ort sind es, die den gewaltfreien Widerstand tragen, Machtverhältnisse verändern und sogar Win-Win-Lösungen erreichen können. „Community Building heißt: soziale Macht einüben“, so die Refo-Moabit in Berlin. Seit zwei Jahren sind sie Teil der Kampagne Soziale Verteidigung/Wehrhaft ohne Waffen. Es geht um die Stärkung von Resilienz in Friedenszeiten als Basis für soziale Verteidigung in Kriegszeiten.
Das Projekt Refo Moabit ist ein Beispiel dafür, wie Kirche Initiativen stärken und Räume zur Verfügung stellen kann, so dass in Gemeinde und Stadtteil Beziehungen entstehen, Vertrauen wächst – und damit die Basis für Friedensbildung und gewaltfreie Konflikttransformation.
Beispiele für Soziale Verteidigung aus Kosovo/a und Litauen zeigen, in welches Dilemma Aggressoren geraten, wenn Menschen nicht kooperieren und zu sozialer Verteidigung als Strategie greifen. Sie delegitimiert Herrschaft mit gewaltfreien Methoden. Sie verweigert sich und macht so das Unrecht des Aggressors sichtbar. Das gilt ebenso für die wenig kommunizierten Beispiele aus der Ukraine, aber auch für mutige Menschen in Russland und Belarus.
Sicherheit neu denken, 2018 initiiert von der Evangelischen Landeskirche Baden, gibt auf politischer Ebene Denk- und Handlungsanregungen, wie wir von einer ausschließlich militärisch verstandenen Sicherheit zu einer zivilen Sicherheitspolitik gelangen können. Es geht um gerechte Außenbeziehungen, nachhaltige Entwicklung der EU-Beitritts- und Anrainerstaaten, Teilhabe an der internationalen Sicherheitsarchitektur, resiliente Demokratie und die Konversion der Bundeswehr und Rüstungsindustrie. In einem dialogischen Prozess greifen Gruppen in den Niederlanden, Österreich, Großbritannien und der Schweiz sowie ein Netzwerk in Afrika die Grundidee auf und passen sie ihrem jeweiligen Kontext an. Letztes Jahr publizierte die Initiative das vierte Impulspapier zum Thema Sicherheits-Strategien neu denken: Gewalt stoppen und überwinden! In Israel und Palästina. In der Ukraine. Global.

Auf diesem Hintergrund appelliert CHURCH AND PEACE
• an die EU und ihre Mitgliedsstaaten, 2% der Militärausgaben für friedensfördernde Maßnahmen und für Instrumente ziviler Konfliktbearbeitung zur Verfügung zu stellen;
• an die Verantwortlichen von Gemeinwesen, sich über gewaltfreie Alternativen für die in ihrer Kompetenz liegenden Sicherheit zu informieren, sie anzuwenden und zu fördern;
• an Bürger*innen und Friedensaktivist*innen, sich auszubilden in zivilen Friedensdiensten, Formen gewaltfreien Widerstands und deren medialer Verbreitung;
• an die Kirchen, der Gewaltfreiheit Jesu treu zu bleiben; (als Think Tanks ) mit ihren Gemeinden den jeweiligen Auftrag für das Gemeinwohl und den Frieden wahrzunehmen; durch spirituelles und theologisches sowie praktisches Empowerment Sauerteig des Friedens in unseren Gesellschaften zu sein.

Pressekontakt:
OKRin i.R. Antje Heider-Rottwilm, Vorsitzende von Church and Peace, +49 172 5162 799

 

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