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Geschichte

von | Jun 9, 2017

Geschichte von Church and Peace

Mai 1945:
Europa liegt in Trümmern. Millionen Menschen wurden getötet. Viele weitere Millionen haben unvorstellbare Entbehrungen durchlitten und kämpfen nun ums Überleben. Die überwiegende Mehrheit der Kirchen und Christen auf beiden Seiten haben die Entscheidungen und Handlungen ihrer Regierungen unterstützt, die dieses furchtbare Leiden verursacht haben.

Die Wurzeln von Church and Peace liegen in diesen Fragen der Nachkriegszeit. Fragen wie:

  • Warum konnten die Kirchen die beiden Weltkriege nicht verhindern?
  • Warum haben sie den Krieg akzeptiert und sogar versucht, ihn zu rechtfertigen?
  • Sollten die Kirchen eigentlich nicht eine andere Option einschlagen, einen Weg des Friedens?

Auf seiner Gründungsversammlung in Amsterdam setzte sich der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) ebenfalls mit diesen Fragen auseinander. Er forderte seine Mitgliedskirchen auf, ihre theologischen Aussagen zum Krieg und zum Frieden kritisch zu überprüfen. Der ÖRK bat die historischen Friedenskirchen, sich aktiv an dieser Diskussion zu beteiligen.

Daraufhin organisierten die historischen Friedenskirchen verschiedene theologische Zusammen- künfte, wie zum Beispiel die Puidoux-Konferenzen. Diese Treffen führten europäische Mennoniten und Quäker mit Vertretern des Internationalen Versöhnungsbundes und der historischen Friedens- kirchen aus Nordamerika zusammen. Im Zentrum ihrer Diskussion stand die Frage: Was heißt es, Friedenskirche zu sein?

Diese theologischen Konferenzen hatten zwei Ziele:

  • die Unvereinbarkeit der Nachfolge Jesu und der Beteiligung am Krieg zu betonen.
  • den Aufbau eines europäischen Netzwerks von Einzelpersonen und Gruppen zu fördern, die diese christlich pazifistische Überzeugung teilen.

Es war klar: Theologische Diskussionen allein würden nicht ausreichen; die Erkenntnisse sollten in die Tat umgesetzt werden. Deshalb wurde 1957 der internationale christliche Friedensdienst Eirene gegründet. Er sollte jungen Christen die Möglichkeit geben, einen langfristigen freiwilligen Friedens- dienst zu leisten.

In den 60er und frühen 70er Jahren führten verschiedene Gruppen die theologischen Diskussionen und ökumenischen Gespräche weiter, die Puidoux angestossen hatte. Diese Gruppen konzentrier- ten sich auf zwei Themen:

  • Die Rolle des christlichen Pazifismus in den Kirchen.
  • Den Prozess, durch den Kirche zur Friedenskirche werden kann.

Doch wo sollte eine solche Vision von Kirche und Gesellschaft im Europa der 60er und 70er Jahre gefunden werden?

Der mennonitische Theologe John Howard Yoder vertrat die Hypothese, in Europa seien Spuren von friedenskirchlicher Existenz am ehesten in christlichen Gemeinschaften und Friedensdiensten zu finden, unabhängig von ihrem kirchlichen Hintergrund.

Yoders Überlegungen führten zu einer zweifachen Netzwerkinitiative:

  • zunächst der Aufbau von Kontakten zu unterschiedlichen christlichen Gemeinschaften, Friedensdiensten und -organisationen in ganz Europa;
  • dann die Zusammenführung dieser Gruppen mit den historischen Friedenskirchen und dem
  • Internationalen Versöhnungsbund in einem friedenskirchlichen Netzwerk.

Die ersten Besuche und Treffen fanden 1975 statt und führten 1978 zur Vereinsgründung von Church and Peace. Wilfried Warneck, protestantischer Pfarrer und Mitbegründer des Laurentiuskonvents, wurde der erste Geschäftsführer von Church and Peace.

Seither ist Church and Peace bestrebt, ein internationaler und ökumenischer Treffpunkt für Menschen aus Gemeinschaften, Kirchen und Friedensorganisationen zu sein, die ihr Engagement zu friedenskirchlichem Leben erneuern wollen.

Heute gehören zu Church and Peace 50 Mitgliedsgruppen und -organisationen und etwa 60 Einzelmitglieder aus West-, Ost- und Südosteuropa.

Überwindung von Gewalt ist heute eine genauso dringende Aufgabe wie zur Entstehungszeit des Netzwerks. Die Kirchen sind aufs Neue herausgefordert, dem Ruf zu folgen, als Friedenskirche Jesu zu leben und nach seiner Lehre zu handeln.

Das Church and Peace-Netzwerk ist lebendig und wächst. Es wird getragen durch die Zuversicht seiner Mitglieder, dass immer mehr Christinnen und Christen sich an Jesu Vision einer Kirche des Friedens halten und sich gemeinsam auf den Weg der Veränderung machen.