Wethen, 5.3.2025 – Der Vorstand von Church and Peace hält am biblischen Ruf nach Gerechtigkeit und Frieden fest. Die aktuelle Gefährdung der Rechtstaatlichkeit, des internationalen Rechts und der Klimagerechtigkeit erfordern eine klare Orientierung.
Die Sorge, dass angesichts der aktuellen Entwicklungen politische Koordinaten verrutschen und Angst und Resignation um sich greifen, beschäftigte den Vorstand des europäischen friedenskirchlichen Netzwerks Church and Peace bei seiner Sitzung in der ökumenischen, vor fast 50 Jahren von Mennonit*innen gegründeten Hausgemeinschaft Bammental bei Heidelberg.
Rechtsstaatlichkeit und internationale Rechtsordnungen wie Haftbefehle des Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte und des Internationalen Strafgerichtshofes, aber auch das international gültige Recht auf Religionsfreiheit drohen unterlaufen zu werden. Diese Bedenken kamen in den Berichten aus dem Netzwerk zum Ausdruck, so zur Republik Srpska, zu Serbien, den USA, Israel/Palästina, aber auch zur Ukraine und zu Deutschland.
Der biblische Ruf nach Gerechtigkeit und Frieden wird konterkariert, wenn die internationale Rechtsordnung verletzt wird. Auch unleugbar schwerwiegende Sorgen vor Unruhen oder drohendem politischen Vakuum, ein brutaler Angriffskrieg, die Gefährdung bilateraler Beziehungen oder die Konfrontation mit einer autokratischen Regierung und politischer Machtübertragung an Oligarchen rechtfertigen nicht den Bruch des Rechts. Stattdessen müssen gerade in diesen Zeiten die multilateralen Ordnungen und ihre Institutionen gestärkt werden.
Der Fokussierung auf Militarisierung als Ausweg aus der Verschiebung der politischen Koordinaten fällt auch die Klimagerechtigkeit zum Opfer. Diese Tatsache wurde deutlich durch den Bericht über die Tagung zum Thema ‚Klima und Militär – Den Mächten und Gewalten widerstehen‘, die Church and Peace Ende 2024 zusammen mit dem Internationalen Versöhnungsbund und dem Deutschen Mennonitischen Friedenskomittee veranstaltet hat.
Rüstungsproduktion, Aufrüstung, Krieg sind in hohem Maße direkt für Umweltzerstörung und Hungersnöte verantwortlich und damit Ursache für weitere Konflikte und Kriege. Sie gefährden Menschen und Ökosysteme, zerstören Infrastrukturen, Ökonomien und das demokratische Klima – und führen zu Flucht und Vertreibung.
Ziel der Europäischen Union ist „den Frieden, ihre Werte und das Wohlergehen ihrer Völker zu fördern“. Daher ist es unverantwortlich, so der Vorstand von Church and Peace, eine ‚Pre-War-Situation‘ zu deklarieren und damit massive Aufrüstung zu legitimieren, zumal die Gefahr der ‚self-fulfilling-prophecy‘ droht. Angesichts der anstehenden Abkehr der USA von ihren europäischen Bündnispartnern scheinen letztere nur noch in militärischer Aufrüstung eine Lösung zu sehen und verschleiern die Tatsache, dass die NATO auch ohne die USA gegenüber Russland ein Mehrfaches an einsatzbereiten militärischen Großwaffensystemen besitzt.
Der drohenden Aufrüstungsspirale setzt Church and Peace die biblisch begründete Hoffnung auf Frieden entgegen. Der Vorstand erinnert an erfolgreiche Friedensprozesse trotz vermeintlicher Aussichtslosigkeit. Er hält fest an der Vision von gewaltfreien Strategien und Prozessen, die zu Frieden führen, trotz der auch aktuell propagierten Aussichtslosigkeit. Wenn wir Geschichte als eine unvermeidbare Kette von Hass und Gewalt lesen, verstellen wir uns den Blick darauf, in ihr ein Zeugnis für immer wieder aufbrechende Möglichkeiten zu entdecken und zu nutzen. Deswegen ruft der Vorstand von Church and Peace dazu auf, die derzeitige Lage als ‚Pre-Peace-Situation‘ zu betrachten und dementsprechend zu handeln!
Anstatt in einen maßlosen Rüstungswettlauf mit unabsehbaren Folgen für den sozialen und demokratischen Zusammenhalt unserer Gesellschaften einzusteigen (Für Deutschland allein ist eine Erhöhung des BIP auf 3,6 % für den Verteidigungshaushalt im Gespräch, was eine Erhöhung auf ca. 144 Milliarden Euro bedeuten würde, bei geplanten rund 489 Milliarden Euro für den gesamten Haushalt.), sollten in Europa z.B. zivilgesellschaftliche Initiativen gegen die von Russland und den USA mobilisierten autoritären und rechtsextremistischen Tendenzen gefördert werden. Ebenso müsste Europa “strategisch sehr viel stärker in die Instrumente ziviler Krisenprävention, ziviler Krisenintervention und Friedensförderung sowie in inklusive Sicherheitssysteme wie die OSZE, die UNO und in die Anerkennung internationaler Gerichte und internationaler Polizei investieren als in militärische Sicherheitspolitik“.
„Drei Jahre nach dem Beginn des brutalen russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und angesichts der eskalierenden globalen Krisen unterstreichen wir: Dauerhafter und gerechter Frieden setzt die Achtung von Rechtsstaatlichkeit, internationalem Recht und den Einsatz für Klimagerechtigkeit voraus. Indem die europäischen Staaten das immer wieder einfordern und selbst glaubhaft danach handeln, können sie einen überzeugenden Beitrag zum Frieden in der Welt leisten,“ so der Vorstand von Church and Peace.
Der Vorstand lädt zur nächsten Konferenz von Church and Peace vom 24. bis 26. Oktober 2025 nach Herrnhut ein mit dem Thema: „Du, lass dich nicht verhärten in dieser harten Zeit…Widerstehen – Versöhnen – Transformieren“
Pressekontakt:
OKRin i.R. Antje Heider-Rottwilm, Vorsitzende von Church and Peace, +49 172 5162 799
