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Johannesburg/Wethen, 26. Juni 2025 Das Europäische friedenskirchliche Netzwerk Church and Peace wurde beim Zentralausschuss des ÖRK vom 18.-24. Juni 2025 in Johannesburg, Südafrika von Anja Vollendorf, Vize-Dekanin und Vorstandsmitglied bei Church and Peace, vertreten.

Die Sitzungen des Zentralausschusses waren dieses Jahr besonders vom weltpolitischen Geschehen und der Eskalation etlicher Konflikte geprägt. So veröffentlicht der Zentralausschuss eine Stellungnahme mit dem Titel: “Bedrohungen für den Frieden und die Sicherheit der Menschen: Ein Kairos-Moment für den gerechten Frieden”. Sie bezieht sich auf die weltweit eskalierenden Konflikte und neuen Herausforderungen für das christliche Zeugnis für Frieden und unterstreicht, dass Krieg gegen Gottes Willen ist. Daher wird zu einem sofortigen globalen Waffenstillstand aufgerufen, „zu einer aktiven Friedenskonsolidierung, die Trennungen überbrückt und Einheit vorlebt, und zu einer breiteren Akzeptanz des gewaltlosen Widerstands gegen Ungerechtigkeit, Unterdrückung und Militarismus“. Die Doktrin der nuklearen Abschreckung wird als irrational und zutiefst unmoralisch abgelehnt. Stattdessen werden die Staaten, die den Vertrag über das Verbot von Atomwaffen noch nicht unterzeichnet haben, aufgefordert, dies zu tun.

In Bezug auf die Ukraine verurteilt die Erklärung die Raketenangriffe vom April dieses Jahres in Kryvyi Rih, Sumy und Kiew sowie die anhaltende Invasion durch die russische Regierung, beklagt das Leid des ukrainischen und russischen Volkes und ruft dringend zu Dialog und Verhandlungen auf. Die Erklärung verweist auf weitere Maßnahmen für den Frieden im Nahen Osten und im Iran, in Syrien, im Sudan und Südsudan, in der Demokratischen Republik Kongo, in Äthiopien, auf der koreanischen Halbinsel und in Kolumbien.

Der Ökumenische Rat der Kirchen verurteilt aufs Schärfste alle Akte militärischer Aggression, Verstöße gegen das Völkerrecht und Angriffe auf Zivilisten und zivile Infrastruktur“, heißt es in der Erklärung zu den Angriffen der USA und Israels auf den Iran. „Wir verurteilen die Verwendung irreführender und unverantwortlicher Theologien des gerechten Krieges, die religiösen Nationalismus und Extremismus fördern.“ Für Sonntag, den 29. Juni, wird zu einem weltweiten Tag des Gebets für den Frieden aufgerufen.

Ein wichtiges Thema war angesichts der dramatischen Entwicklungen nach dem Überfall der Hamas auf Israel die katastrophale Situation in Gaza. Anlässlich des 40. Jahrestages des Kairos-Dokuments südafrikanischer Theolog*innen ruft die „Erklärung zu Palästina und Israel“ zu mehreren Schritten auf, um die eskalierende Gewalt zu beenden: die Realität der Apartheid beim Namen zu nennen, Sanktionen umzusetzen und Rechenschaft einzufordern, palästinensische Rechte zu bekräftigen und die Widerstandsfähigkeit der palästinensischen Christen und Christinnen zu stärken.

Wir erkennen einen klaren Unterschied zwischen dem jüdischen Volk, unseren Glaubensbrüdern und -schwestern, und den Handlungen der israelischen Regierung und bekräftigen, dass der ÖRK entschieden gegen jede Form von Rassismus, einschließlich Antisemitismus, antiarabischem Rassismus und Islamfeindlichkeit, steht.“ Allerdings: „Die Militärkampagne der israelischen Regierung im Gazastreifen hat zu schweren Verstößen gegen die Vierte Genfer Konvention geführt, die nach dem Römischen Statut des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) Völkermord und/oder andere Verbrechen darstellen können.“ Der ÖRK-Zentralausschuss befürwortet Konsequenzen für diese Verstöße, darunter „Sanktionen, Desinvestitionen und Waffenembargos“.

Die intensive Diskussion über das Thema Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit führte zu einer „Aufforderung zur Verhütung von Gräueltaten“ . Da der Zentralausschuss auf dem afrikanischen Kontinent tagte, wurde dem ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts an den Herero und Naama (1904-1908) durch das Deutsche Reich im heutigen Namibia besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Auch das Leiden der kongolesischen Bevölkerung unter dem belgischen Regenten Leopold II., der transatlantische Sklavenhandel, die völkermörderischen Auswirkungen auf Lateinamerika nach der Ankunft von Christopher Kolumbus und andere Gräueltaten in anderen Zusammenhängen wurden erwähnt.

Die Ökumenische Dekade für Klimagerechtigkeit (2025-2034) wurde mit einer feierlichen Zeremonie eingeleitet. Klimagerechtigkeit sei eine Herausforderung, die nicht länger aufgeschoben werden könne, betonten mehrere Redner*innen. Dies wurde in bewegenden Beispielen unter der Überschrift „ökologische Metanoia“ deutlich gemacht.
Dr. Semisi Turagavou, Methodistische Kirche in Fidschi und Routuma, kritisierte scharf, dass die blaue Wirtschaft durch den Tiefseebergbau die Menschenrechte missachte, die Identität der Menschen schädige und ihre Lebensgrundlagen zerstöre. „Wir brauchen andere Modelle des Wirtschaftens“, sagte Dr. Turagavou.

„Als Church and Peace setzen wir uns für eine gewaltfreie Haltung in allen Bereichen des Lebens ein. Wir werden weiterhin die Rolle des Militärs in der Klimakrise anprangern, seien es die kurz- und langfristigen Umweltschäden von Kriegen oder die Rolle von Waffenproduktion und Militärmanövern“, so die Vorsitzende von Church and Peace, Antje Heider-Rottwilm. Erst im Dezember 2024 hielt Church and Peace eine Tagung zum engen Zusammenhang von Klimagerechtigkeit und Frieden ab.

Die Delegierte Anja Vollendorf fasst zusammen: „Die ökumenischen Gespräche, Besuche und Gebete in Johannesburg waren ein Geschenk für mich. Es ist wichtig, das Leid, die Hoffnung und die Spiritualität der Geschwister aus aller Welt wahrzunehmen und gemeinsam konkrete Schritte für eine bessere Zukunft zu entwickeln. Wir können solidarisch handeln.”

Pressekontakt:

OKRin i.R. Antje Heider-Rottwilm, Vorsitzende von Church and Peace, +49 172 5162 799

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8 board members stand in front of Church and Peace banner and look into the camera