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Kolloquium “Sicherheit in Europa neu denken” und Treffen der frankophonen Mitglieder von Church and Peace

Die französischsprachige Sektion von Church and Peace traf sich am Wochenende vom 10. bis 12. Juni in Paris im Hotel der Schwestern von St. Joseph de Cluny, einer sehr internationalen und strahlenden Gemeinschaft. Es war die Gelegenheit, uns nach der Pandemie wieder zu sehen, um “unsere Geigen zu stimmen”, aber auch, um an dem Kolloquium “Sicherheit in Europa neu denken” teilzunehmen, das von Church and Peace, MIR France, Stop Fuelling War und Pax Christi France mitorganisiert wurde.
Wir waren ein kleines, motiviertes Team und freuten uns, uns zu diesen Gesprächen zu treffen, die aufgrund der Präsenz und der Dauer der Veranstaltung tiefer gehen konnten.

Am Samstag, dem Tag des Kolloquiums, beeindruckte uns Ralf Becker mit der Arbeit, die in Deutschland von der Evangelischen Landeskirche in Baden in ihrem Programm SICHERHEIT NEU DENKEN geleistet wird. Dieses Programm zielt darauf ab, die Regierenden davon zu überzeugen, Projekte im Rahmen einer gewaltfreien Verteidigung zu unterstützen. Zahlreiche Organisationen, die sich für Frieden und gewaltfreie Verteidigung einsetzen, plädieren gemeinsam dafür, dass mindestens 10% des Verteidigungsbudgets für Ziele der gewaltfreien Verteidigung eingesetzt werden. Zu diesem Zweck haben sie eine Strategie für gewaltfreie Verteidigung erarbeitet, die auf fünf Säulen beruht, darunter die nachhaltige Entwicklung von Nachbarländern und Afrika oder die Investition in Mittel, die die Demokratie widerstandsfähig machen, wie z. B. Organisationen, die im Bereich der Mediation tätig sind.

“Ralfs Leitmotiv “Stopp sagen muss mit einer offenen Hand einhergehen” fasst den gewaltfreien Ansatz dieser Kampagne zusammen, die immer den Dialog mit Gegnern oder Behörden sucht.

Jean-Arnold de Clermont (ehemaliger Präsident der Fédération Protestante de France und der KEK) sprach über die Theorie des gerechten Friedens – ein Konzept, das die französischsprachige Kultur noch nicht verinnerlicht hat, da diese nach wie vor auf der Idee des gerechten Krieges basiert. Er betonte die Rolle der Verbände, der Zivilgesellschaft und der Arbeit, die Menschen dabei zu begleiten, ihr Leben selbst zu gestalten, angesichts von Herausforderungen, die realistisch betrachtet werden müssen, wie z.B. die russische Desinformation in Afrika.

Anschließend beklagte Michel Roy (ehemaliger Präsident von Caritas Internationalis und derzeit Generalsekretär der Kommission Justitia et Pax, Frankreich) die sehr schwache Reaktion der Zivilgesellschaft wie auch der Kirchen auf den aktuellen Krieg, obwohl es offensichtlich wird, dass wir nicht mehr an Krieg als Lösung denken können. Er schlug vor, lokale Initiativen zu unterstützen, um sie miteinander zu verbinden und Netzwerke von Vereinen zu schaffen. Er betonte das Gewicht der Zivilgesellschaft in Afrika, aber auch die Ambivalenz ihrer Unterstützung insbesondere für bestimmte Staatsstreiche.

In der anschließenden Debatte wurde die Frage nach dem Realismus gestellt: Kann man gewaltfreien und gewalttätigen Kampf nebeneinander stellen, oder muss man jede gewalttätige Verteidigung ablehnen? Ist die “Zivilgesellschaft” nicht manchmal einfach nur der verlängerte Arm einer politischen Fraktion, die sie manipuliert?

Der Nachmittag war den Diskussionsforen gewidmet.
Einer davon, mit Cécile Dubernet vom Institut Catholique de Paris, hatte die zivile Friedensintervention (Civil Peace Intervention, CPI) zum Thema. Rund 50 Organisationen stellen sich der Herausforderung, Zivilisten durch Zivilisten zu schützen, wie die CPI oder die Internationalen Friedensbrigaden. Ein weiterer Workshop zum Thema Kriegsdienstverweigerer stellte per Videokonferenz den Kontakt zu einem ukrainischen Kriegsdienstverweigerer her, der sich für das Recht auf Kriegsdienstverweigerung in der Ukraine einsetzte. In einem anderen wiederum war eine ehemalige Verteidigungsministerin der Zentralafrikanischen Republik anwesend. Jeder Knotenpunkt war intensiv. (Die Beiträge des Kolloquiums werden Ende des Jahres in den Cahiers de la Réconciliation des französischen Zweiges des Internationalen Versöhnungsbundes (MIR France) abgedruckt).

Am nächsten Tag kam eine Journalistin der Zeitung La Croix, um unsere kleine Gruppe zum Thema “Mut zur Gewaltlosigkeit” zu interviewen. Dies war die Gelegenheit für eine tiefe, improvisierte gemeinsame Reflexion. Anschließend feierten wir mit einem Bibelteilen, bei dem jeder einen Text mitbrachte, der ihn auf seinem spirituellen und gewaltfreien Weg besonders inspirierte.

Der informelle Austausch ist natürlich ein sehr wichtiger Teil eines solchen Treffens. Vielen Dank an Maria und alle, die sich bemüht haben, dies alles zu ermöglichen!

Eine repräsentative Gruppe gewaltfreier Bewegungen in Frankreich wird sich im Herbst an die Arbeit machen, um diesem Kolloquium eine Fortsetzung folgen zu lassen.