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Ein Bild von den Panel-Gästen auf der Tagung: Andreas Dieterich, Antje Heider-Rottwilm, Fernando Enns, Deogratias Maruhukiro, Elisabeth Abanda, Katerina Pekridou

‚Hoffnung auf Frieden und Sicherheit für alle – statt Hass, Vergeltung und Rache durch immer mehr (militärische) Gewalt‘ – Podium am 14.9.24 in Dresden

 

„Hoffnung für die Erde leben. Gerechtigkeit – Frieden – Schöpfung“ ist in Projekt in Trägerschaft der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) und feierte am 13.-15. September 2024 in Dresden seinen Abschluss. Antje Heider-Rottwilm war an der Vorbereitung des Panels zum Thema Frieden und Juliane Prüfert war an der Organisation der Gebetszeiten beteiligt und gab einen Workshop zum Thema “Gewaltfreiheit: politisches Theater oder einzig nachhaltiges Instrument für gerechten
Frieden?”.

Unter der Überschrift ‚Hoffnung auf Frieden und Sicherheit für alle – statt Hass, Vergeltung und Rache durch immer mehr (militärische) Gewalt‘ kam das zweite Panel des Tages zusammen.
Der mennonitische Theologe und Mitglied des Zentralausschuss des ÖRK, Fernando Enns, lud zu einer Gedenkminute für alle Opfer von Krieg und Gewalt ein.
Und er fuhr fort: „Es komme hier niemand auf die infame Idee, dass – wenn wir ALLER Opfer gedenken – dies einer Relativierung des Bösen gleichkäme. Das Gegenteil ist der Fall! Gerade wenn wir das Böse in all seiner Hinterlistigkeit und Boshaftigkeit realistisch einschätzen, dann können wir nicht anders als zu erkennen: Krieg ist immer eine sündhafte Verstrickung, an der – am Ende – alle Beteiligten ersticken, samt der leidenden Natur. Die Relativierung des Bösen entsteht gerade dann, wenn behauptet wird, dass es doch sehr wohl davon abhinge, mit welcher Motivation, mit welcher Absicht man sich an dem Töten beteiligt. Aus der Perspektive der Geschundenen und traumatisiert Hinterbliebenen ist es letztlich nicht entscheidend, aus welchem Grund ihnen Gewalt angetan wurde.“
Und er gibt zu bedenken, ob nicht mehr Sicherheit entsteht, für uns, für unsere Nächsten, wenn wir das Gebot der Feindesliebe ernst nehmen würden? „Sollte dies letztlich die tiefere Weisheit jenes so radikal und so schwer zu befolgenden Gebotes sein: Zumindest die Möglichkeit zu denken, dass Sicherheit für den Täter auch zu mehr Sicherheit für alle führen könnte?“ Enns fragt, ob die Liebe Christi die Nächsten, auch die Entferntesten, die Mitwelt auch, und selbst die Feinde umfasst. „Wer wollte ernsthaft behaupten, dass Christi Liebe nicht so weit reicht? – Das wäre eine christologische Häresie!“ so Enns. Der gesamten Vortrag ist auch hier auf unserer Website nachzulesen.

Der katholische Theologe Deogratias Maruhukiro aus Burundi, Vorsitzender von RAPRED-Girubuntu e. V. und Co-Initiator der Girubuntu Peace Academy, knüpfte daran an und stellte fest: ‚Die Logik der Welt ist es, einen Frieden zu erreichen, der wie eine Art Gleichgewicht des Schreckens ist. Das ist es, was wir heute erleben. Wir erleben nicht nur einen Rüstungswettlauf, sondern auch die Herstellung der raffiniertesten Waffen, die die ganze Welt zerstören können.‘
Dem stellt das Jesuswort „Selig die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen“ gegenüber. Das heißt für ihn auf dem Hintergrund seiner Erfahrungen und eindrücklichen Friedens-Projekte in Afrika, nicht mit der Friedens- und Versöhnungsarbeit zu warten, bis der Krieg vorbei ist, sondern durch formelle oder informelle Begegnungen auch während des Krieges Brücken des Friedens, d.h. Räume des Miteinanders‘ zu bauen. Eine große Herausforderung angesichts des aktuellen politischen Drucks, alle lang aufgebauten Beziehungen mit Menschen und Institutionen in Russland abzubrechen.

Elisabeth Abanda, Masterstudentin peace education an der Evangelischen Fachhochschule Freiburg, informierte zunächst über das Projekt ‚Sicherheit neu denken‘ (SnD). Dabei geht es darum, wie Alternativen zum gegenwärtigen System der Sicherheit durch militärische Aufrüstung und Abschreckung aussehen könnten, wie kooperative Sicherheitssysteme gestaltet sein könnten und um Erfahrungen mit alternativen Ansätzen von und notwendige Voraussetzungen für ‚Sicherheit ohne Waffen‘. Sie selbst gehört zu ‚Peace for Future‘, einer Initiative entstanden aus SnD. Sie bringt junge Menschen zusammen, um zu einer neuen Friedenskultur beizutragen, und die Sicherheit aller in den Fokus rückt, indem sie:
Junge Menschen in den Themen Frieden und Konflikt weiterbilden, junge Friedensinteressierte durch ein lebendiges Netzwerk stärken und gemeinsam für eine friedlichere Welt in Aktion kommen. Dazu bilden sie junge FriedensmentorInnen aus, coachen junge Menschen, machen (Online-) Trainings in gewaltfreier Kommunikation.

Die griechisch-orthodoxe Theologin Katerina Pekridou von der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) stellte die Initiative ‚Wege zum Frieden (Pathways to Peace – P2P)‘ vor, eine Antwort der KEK auf den russischen Krieg gegen die Ukraine, die den Krieg aus verschiedenen Perspektiven in den Blick nimmt: aus theologischer und politischer Sicht, aber auch aus der Perspektive der Lobbyarbeit und der religiösen Diplomatie. Es geht um ein Netzwerk von Menschen auf allen Ebenen der Kirchen, um die Rolle der Kirchen im Prozess der Friedensvorbereitungen auszuloten, sich für den Schutz religiöser Stätten in der Ukraine einzusetzen und sich mit theologischen Rechtfertigungen des Krieges in Beziehung zur ökumenischen Vision des ‚gerechten Friedens‘ auseinanderzusetzen. Dazu gehört, die Stimmen der Kirchen in der Ukraine hörbar zu machen sowie diejenigen in die Debatten einzubeziehen, die nicht gehört werden (Frauen, Junge Menschen, FriedensaktivistInnen, FriedensforscherInnen).
Kirchen könnten zusammenarbeiten, so Pekridou, und:
-Die biblische Richtlinie, dass alles Leben heilig und das Töten eine Sünde ist, bekräftigen.
-Sich gegen die Instrumentalisierung und Militarisierung der Religion durch den Staat wehren.
-Die „Aufrüstung“ der politischen Sprache, die mit Macht und Ideologie zu tun hat, in Frage stellen und auf eine Rhetorik verzichten, die den Krieg anheizt.
-Vorrangige gewaltfreier Friedensarbeit fördern und erneut die Rolle der politischen und religiösen Diplomatie in Konfliktsituationen betonen.
-Vorstellungen von Sicherheit, Stabilität und Frieden, die die Bereitstellung von militärischer Ausrüstung und Infrastruktur voraussetzen, in Frage stellen und
-Prozesse der Kriegsvorbereitung, Normalisierung und Legitimierung in Frage stellen.
Auch die Präsentation von Katerina Pekridou ist auf unserer Website zum Nachlesen hochgeladen.

Antje Heider-Rottwilm

 

 

Mehr zu dem Projekt “Hoffnung für die Erde leben 2024” finden Sie hier.